Gestern war ich einer der Millionen Menschen, der das Interview mit Natascha Kampusch gesehen hat. Mit einer Mischung aus Grusel und Faszination saß ich vor dem Fernseher und beobachtete eine hübsche junge Frau, die versuchte, über etwas schier Unfassbares zu berichten, ohne zu viel preis zu geben. Manche ihrer Sätze klangen beinahe auswendig gelernt, während sie an anderer Stelle einfach den Faden verlor. Sie schaffte es bemerkenswert, ihre Fassung zu wahren und zeigte sich äußerst stark und überlegen. Was davon Fassade war und was nicht, sei dahin gestellt. Natürlich interessierte sich die Welt für diese Geschichte. Ein kleines Mädchen, das entführt wird und acht Jahre lang in einem Verlies in einem normalen Wohnhaus eingesperrt ist. Ein Leben in Einsamkeit und gewaltsam abgeschottet von der Außenwelt. Nach acht Jahren schließlich, mittlerweile eine junge Frau, gelingt ihr die Flucht und sie kehrt ins Leben zurück, während ihr Entführer sich das Leben nimmt. Das ist der Stoff, aus dem gute Thriller gemacht sind. Und wollen wir wetten, wie viele Drehbuchautoren bereits an Exposés und Erstentwürfen sitzen, wie viele …