Diese Stadt ist zu klein für uns beide

Gestern blickte ich durch mein Erkerfenster hinab auf die Straße. Auf die ganze Straße, von der Ampel ganz oben, bis zu mir. Und beim Blicken und Nippen an meiner Kaffeetasse erkannte ich auf meiner Straßenseite einen Postboten. In typischem Gelb gekleidet klapperte er die Haustüren ab, steckte Briefe und Zeitschriften in Briefkästen und schwang sich dann behände wieder auf sein Fahrrad mit der witzigen, breiten Stütze am Vorderrad, um zur nächsten Tür zu rollen. Nichts spektakuläres eigentlich. Wäre da nicht parallel zu ihm auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Postbote von PIN unterwegs gewesen. Komplett in typischem Grün gekleidet, klapperte auch er die Haustüren ab, verteilte Briefe und nutzte sein baugleiches Rad mit breiter Stütze am Vorderrad um weiterzukommen. Und achtete darauf, immer etwas schneller voran zu kommen, als der Konku…Kollege auf der anderen Seite. Der dies ebenfalls bemerkte und einen kleinen Zahn zu legte. Was den grünen Postboten dazu veranlasste noch schneller auf das Rad zu springen und die Pedale etwas stärker zu treten. Woraufhin der gelbe Postbote Briefe nur noch im Vorbeigehen in die Schlitze steckte, um einen Vorsprung zu bekommen. Wodurch der Grüne die Briefe nur noch auf die Schwelle warf. Während der Gelbe nur noch im Vorbeifahren wahllos Post verteilte und der Grüne irgendwann versuchte, seinen kompletten Postsack loszuwerden, um schneller fahren zu können, weil der Gelbe mittlerweile alle Verkehrsregeln missachtend Passanten über den Haufen fuhr. Der Grüne verließ alsbald den Bürgersteig und fuhr auf der freien Straße weiter, sein gelbes Gegenüber tat es ihm gleich und schon bald bekämpften sie sich Gladiatorenrennen gleich mit ihren beiden Stützen am Vorderrad und üblen Faustschlägen. Sie versuchten sich gegenseitig in parkende Autos zu drängen oder mit ihren mitgebrachten Speeren in die Speichen des feindlichen Rades zu stechen. Entgegenkommende Autos mussten ausweichen und überschlugen sich spektakulär im Hintergrund, während die Postboten sich weiter bekämpften, schlugen, rasten. Bis, ja bis sie mein Haus erreicht hatten, der gelbe Postbote es schaffte, den grünen Postboten so abzulenken, dass dieser den LKW nicht sah, der gerade rückwärts aus einer Einfahrt rangierte. Ich meinte hinter meinem Fenster stehend ein hämisches Lachen von der Straße zu hören, als der gelbe Postbote weiterfuhr, während der LKW und der kollidierende grüne Postbote in einer grandiosen Explosion in die Luft ging.

Erstaunlicherweise fuhr der gelbe Postbote mit seiner Aufgabe fort, Briefe und Zeitschriften zu verteilen. Er faltete grob mein hochwertiges Gee und stopfte es lieblos in meinen Briefkasten. Der Mistkerl. Das nächste Mal bin ich für den Mindestlohn erhaltenden Grünen.

Ob PIN Chef Günther Thiel bei diesem Interview mit dem bayrischen Rundfunk über die derartigen Zustände auf den Straßen Bescheid weiß, wage ich zu bezweifeln. Auch Stefan Niggermeier, wo ich den Clip hörte weiß so wenig, wie die Blogabfertigung, die den Clip genauer analysiert.

Kommentare

  1. Hey, das klingt aber echt geil: Jet Li ist „The Pin Man“, ein unterbezahlter Postbote stellt sich alleine der gelben Gefahr. ;-) Ich hab die Story schon im Kopf.

  2. filmreif sage ich nur, ich hoffe du kannst john woo engagieren die regie zuübernehmen
    in den rollen des gelben postboten yun-fat chow und der pin man jet li

  3. Solche Actionszenen könnten sich immerhin nicht in meinem Wohnviertel abspielen. Dazu sehe ich die blaugrünen Boten doch etwas zu oft in Zweier- oder Dreierklübchen an Nebenstraßenecken auf ein Schwätzchen nebst ‚Rettchen zusammenstehen.
    Was mir bei den Gelben noch nie begegnet ist — Weswegen es mir überhaupt immer wieder einmal auffällt.

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