Umgebungsgeräusche

Wenn man wie ich relativ ländlich aufgewachsen ist, in die große Stadt zieht und dann im Urlaub wieder in die Heimat fährt, so fällt einem ein gewaltiger Unterschied auf, den man zuvor gar nicht beachtet hatte. Die Umgebungsgeräusche ändern sich. Zwangsläufig. Und so fragte ich mich vor zwei Tagen, als ich erneut unter Schlafmangel leidend viel zu früh erwachte und nur das Zwitschern, Singen und Tirilieren der Vögel vernahm, wieso diese Geräuschkulisse nicht nervend ist. Weshalb sind natürliche Umgebungsgeräusche im allgemeinen nicht nervend? Wellenrauschen, Vogelgezwitscher, Wind in den Bäumen, Grillengezirp. Liegt es in unseren Genen? Oder ist reine Gewohnheit, weil man im allgemeinen mit diesen Geräuschen aufwächst? Ist für jemanden, der Zeit seines Lebens nur die Großstadt kennt, fahrende und hupende Autos, Sirenen, Stimmengemurmel und Geschrei die natürliche Geräuschkulisse? Ist so jemand schon nach kurzer Zeit gestresst, wenn er ein paar Vögeln beim Zwitschern zuhören muss? Ich hoffe nicht. Ich lauschte weiter den gefiederten Wesen vor dem Fenster und schlummerte über meine Gedanken ein.

Kommentare

  1. Es gibt auch sehr sehr laute Vögel. Dennoch empfindet man auch das nur selten als nervend. Da wird selbst ein leiseres Handyklingeln störender, oder nicht?

  2. MrsWilliams

    ich denke nicht, dass es an der Lautstärke liegt.
    Ich bin jahrelang, mehrmals im Jahr, nach Sizilien geflogen, um dort Urlaub zu machen. Für mich war das Kindergeschrei, die offenen Türen aus denen überall Lärm kam, hupende Autos, lautes Grüssen auf den Strassen etc. immer sehr beruhigend und schön. Es gehört einfach zum Gefühl Sizilien dazu, eben die Gewohnheit.
    Wäre all das plötzlich verstummt, wäre das für mich sehr schlimm gewesen.
    Oft lag ich nachts im Bett wach und habe den bellenden Hunden zugehört, andere würden dies als störenden Krach bezeichnen – ich hab mich wohl gefühlt dabei!

  3. nunja , es wird wohl am lautstärkepegel liegen. Die o.g. beispiele sind alle sehr laute Geräusche(Türknallen/Presslufthammer/Sirenen/hupende autos) und zudem noch penetrant und mit stress verbunden.
    Würde nun die Lautstärke geringer sein wäre sogar ein leiser presslufthammer ein angenehmes umgebungsgeräusch.
    Nur – Es fehlt das schöne daran. Zwitschert ein Vogel, schaut man gerne, woher der schöne gesang herkommt. Bei presslufthammern und hupen will man erst gar nicht wissen wo diejenigen sind (es sei denn man will sich beschweren).
    Wie es aber wäre, wenn man sich einen Strand vorstellt an dem man sich gerade erholt – die sonne scheint, es herrscht Urlaubsatmosphäre und die wellen bewegen sich mit leisem Presslufthammergeräusch übers Meer – würden wir das als angenehm empfinden, wenn es schon immer so gewesen wäre?

  4. Ich bin in einer Kleinstadt (Breisach am Rhein) mit viel Tourismus im Zentrum aufgewachsen, dazu ist bei meinen Eltern ums Eck das örtliche Gymnasium. Als ich dann in einen kleineren Ort umgezogen bin, kam mir diese Stille manchmal richtig komisch vor. Ich hatte das Gefühl, ich bekomme gar nicht mit, dass Leute um mich wohnen. Es war zu ruhig. Nach ein paar anderen Orten, wie Freiburg oder Bad Krozingen wohne ich mit meinem Mann und unseren Kids in einem Haus mit großem Garten aber wieder ländlicher und ich bin glücklich, wenn ich die Vögel zwitschern höre, weil ich mir immer einen großen Garten gewünscht hatte und die Natur liebe. Und trotzdem bin ich nicht ganz von der Aussenwelt abgeschnitten, in 15 Minuten bin ich mit dem Auto in Freiburg, in 5 Minuten mit dem Zug.
    Ja und den Trubel, mit dem ich aufgewachsen bin könnte ich nicht mehr auf Dauer ertragen.

    Babs

  5. MichaelFAUST

    Also ich bin in einem Großstadt (Moskau) geboren und habe dort 15 Lebensjahre verbracht. Jetzt wohne ich in einem Kaff von einer Straße und paar Häuser. Mich persönlich bringen keine ach so laute Geräusche in Streß, denn ich bin an alles gewohnt! Und die Ruhe weiß ich zu schätzen

    Michael

  6. MrsWilliams

    witzig, dass dir das auch auffällt. Da denke ich jedes Mal daran, wenn ich im Schwarzwald bei meinen Eltern zu Besuch bin.

    Ich denke, dass es nicht nur an der Gleichmäßigkeit, sondern auch an den vertrauten Geräuschen liegt… an den Erinnerungsklängen und -düfte! Verbindet man damit nicht auch Heimat?

    Ach, ich werde melancholisch :-D

  7. Ich vermute mal, daß es an der gleichmäßigkeit der Geräuschkulisse liegt: Wellenrauschen, Wind in Bäumen => gleichmäßig; Hupen, Türenschlagen, plötzliche spitze Kinderschreie => ungleichmäßig. Hm… obwohl so ein Presslufthammer auch nerven kann, wenn er schon seit Stunden… In diesem Sinne: Schöne Grüße von einem Genervten aus der Stadt.

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