Von alten und neuen Automobilen

Am 28.April wird mein alter Peugeot 206 genau Neun Jahre alt. Er erreicht damit das Mindestalter, um ihn für 2500 Euro verschrotten zu lassen. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit darüber geschrieben. Der 28.April sollte somit auch das Datum sein, an dem ich meinen neuen Wagen, einen Honda Civic Type S, in Empfang nehmen könnte. Als ich vor einigen Wochen beim Honda Händler saß, dachte ich noch, wie wunderbar sich das alles zusammen fügt. Das tolle Angebot für den Neuwagen, das Erreichen des Mindestalters für das alte Vehikel, mein derzeitiger Kontostand. Ich war beseelt und wusste, dass nun der richtige Zeitpunkt für ein neues Auto war.

Der Verkäufer allerdings war mir nicht ganz so sympathisch. Er starrte meist auf den Monitor und tippte irgendwelche Sachen. Informationen musste ich ihm aus der Nase ziehen. „Was tippen sie denn da?“ „Was bedeutet das denn für mich?“ „Wie ist denn der folgende Ablauf?“ Mehr schlecht als Recht gab er Antwort und erweckte den Eindruck, als sei es ihm eine Last. Warum kann ich auch nicht einfach nur das Geld hinlegen und meine Fresse halten? Ich blöder, zahlender Kunde, ich. Nichtsdestotrotz brachten wir das Geschäft zum Abschluss. Zum Verkaufsleiter zu gehen und ihm zu sagen, ich hätte zwecks Unsympathie gerne einen anderen Verkäufer, kam mir eigenartig vor.

Freudig erregt verließ ich das Autohaus und begann die Tage zu zählen, bis ich das neue Auto endlich selbst würde fahren dürfen. Ich nahm mir vor, eine Woche vorher nochmals anzurufen, um zu erfragen, wie denn der Stand der Dinge sei, ob das Auto bereits da sei, wann ich denn den Fahrzeugbrief bekäme, um damit zur Anmeldung zu gehen etc. Diesen Anruf tätigte ich vor zwei Tagen und war nicht wirklich überrascht, als der Verkaufsleiter persönlich ans Telefon ging und mir sagte, der Verkäufer von damals sei nicht mehr in dem Autohaus beschäftigt. In seiner Stimme konnte ich hören, dass er froh über diese Tatsache war. Ich auch. Obwohl, plötzlich kam ich mir verloren vor. Der Mensch mit dem alles abgesprochen war, war weg. Nun musste ich alles neu erfragen und dabei kam so manches zum Vorschein.

So hatte der alte Verkäufer mir nicht gesagt, dass ich auf den Bescheid der Bafa warten müsste. Und dass mir dieser Bescheid sogar nach Hause geschickt würde. Natürlich war ich ein wenig naiv, zu denken, alles würde seinen geregelten Gang gehen. Aber ich hätte mir doch gewünscht, darauf hingewiesen zu werden. Der Verkaufsleiter fragte mich, ob ich den Bescheid schon hätte. Ich verneinte, fragte, was man denn da tun könnte und seine Antwort war „Entweder sie warten weiter ab, oder aber sie strecken die 2500 Euro vor.“

Was bedeutete, mit einem Male 13500@ zu bezahlen. Soviel hatte ich nun wirklich nicht. Die Aussicht, nun aber Wochen oder Monate zu warten, bis ich dieses Schreiben der Bafa bekomme, erquicke mich keinesfalls. Zumal der Verkaufsleiter mir sagte, dass mein Wagen bereits da stehe und auf mich wartete. Weitere Fragen kamen auf und ich sagte ihm, dass ich mich nicht gut informiert fühlte. Er seufzt kurz, sagte dann mit gesenkter Stimme „Wissen Sie, Herr Graf, auch das ist ein Grund weshalb Herr *PIEP* nicht mehr bei uns arbeitet. Ich merke, dass Sie verunsichert sind. Ich schlage Ihnen folgendes vor. Kommen Sie die Tage vorbei, dann besprechen wir alles nochmal in Ruhe bei einem Kaffee.“ Ich mochte diesen Mann.

Gestern saß ich dem Verkaufschef also bei einem Kaffee gegenüber. Er entschuldigte sich dafür , dass man mich etwas hätte im Regen stehen lassen. Ich andererseits entschuldigte mich dafür, den Ablauf wohl doch zu unproblematisch gesehen zu haben: „Ich hatte es so verstanden, dass ich mich um nichts weiter kümmern müsste. Ich dachte, die Sache mit der Umweltprämie geht komplett an mir vorbei und wird nur zwischen Ihnen und dem Staat ausgehandelt. Und ich dachte, ich könnte meinen Civic am 28.April abholen.“ Das könnte ich auch, antwortete er, allerdings würde er mir nicht dazu raten. Mein Antrag sei um Mitternacht des 31.03.09 eingereicht worden. Er hoffe also, dass ich in der ersten Runde der Bearbeitung sei, die seit dem 16.April wohl verschickt würden. Er riet mir, zumindest bis Mitte Mai abzuwarten, ob ich den Bescheid bekäme. Falls nicht, könne man sich noch immer andere Strategien überlegen. Letztlich bliebe mir dann aber nur, die 2500€ aus eigener Tasche „vorzuschießen“ und zu hoffen, sie irgendwann vom Staat zurück zu bekommen.

Es wäre wohl auch zu schön gewesen, wenn das alles reibungslos geklappt hätte. Ich habe die Rechnung natürlich nicht mit Vater Staat und dessen Bürokratie gemacht. Und ich wurde letztlich auch nicht über alle Fallstricken aufgeklärt. Wir gingen auf den Parkplatz hinaus wo ich meinen Civic stehen sah. Schwarz, neu, glänzend und mit einer dicken Schicht Blütenstaub bedeckt. „Sie würden ihn jetzt am liebsten sofort mitnhmen, oder?“ fragte der Verkaufsleiter. Ohja. Ich zähle wieder die Tage…

Kommentare

  1. Tolle Seite. Dieser Beitrag hat mir richtig gut gefallen, war sehr interessant für mich ihn zu lesen. Grüße, Timo

  2. Nun, so schnell platzt selbst mir der Kragen nicht. Ich muss dem Autohaus und der Bafa ja zumindest mal eine Chance geben. Die Abwrackprämie ist tatsächlich an den Autokauf gebunden und ich werde dem Tipp von Herrn Waidele folgen und dem Autohaus vorschlagen, mir die 2500 vorzuschießen, vorher bekommen die nämlich auch kein Geld von mir. Rückgängig machen werde ich den Vertrag auf gar keinen Fall. Nicht nur, dass ich ein sehr gutes Angebot bekommen habe und der Civic mittlerweile im Preis angehoben wurde, so hätte ich auch keinerlei Lust auf eine neue Suche. Ich will nur das Auto, das schon da steht und auf mich wartet.

  3. Also, der Artikel ist mal ganz amüsant. Man kann sich so richtig in deine Situation versetzen. Mir wäre wahrscheinlich schon der Kragen geplatzt. Was mich interessieren würde. Ist die Abwrackprämie zwingend mit diesem Autokauf verbunden, dann soll das Autohaus eben auf die 2,5t€ warten oder über ihre Hausbank günstig zwischenfinanzieren. Oder, du machst auf Grund von Falschberatung den Kauf bei diesem Händler rückgängig und bestellst den Wagen bei einem Anderen, dein Antrag auf die Prämie läuft ja schon.

  4. Stefan, das ist eigentlich ein recht cleverer Gedanke, den ich so explizit natürlich nicht gesagt habe. Allerdings waren meine zwei Versuche, das Autohaus zu einem Entgegenkommen zu bewegen komplett fruchtlos. Mir ist nicht ganz klar, welche Ziele so manche Autohäuser auch heute noch mit ihrer Arroganz verfolgen. Natürlich ist der Vertrag schon unterschrieben, aber Geld haben sie dennoch noch keins…

    Pixeljunkie, das ist überhaupt keine blöde Frage. Ich habe natürlich erst einmal versucht, den Wagen zu verkaufen, musste allerdings feststellen, dass er mit seinen über 180000 Kilometern auf dem Tacho nicht einmal mehr 2000 Euro einbringt. Höchstens bei einem türkisch-iranischen Visitenkarten-Autohändler könnte ich noch ein Schnäppchen machen. Mit viel Glück. Und Mut, der mir dazu fehlt. Ich bin da sicherlich zu leicht übers Ohr zu hauen. Und nun wäre es auch fraglich, ob ich das Auto überhaupt noch extern verkaufen kann, da der Antrag schon in Bearbeitung ist und die Verschrottung Teil des Kaufvertrags ist.

  5. Jetzt mal eine ganz blöde Frage? Wieso hast Du deinen gut gepflegten Peugeot 206 nicht einfach verkauft anstatt ihn zu verschrotten? Der ist doch mit Sicherheit mehr als 2500€ wert!
    Ich bin mir sicher, dass durch die Abwrackprämie massenhaft gute Autos auf dem Schrott gelandet sind.

  6. Um beim Autohaus auf Kullanz aufgrund des unfähigen Mitarbeiters zu plädieren (sprich: Das AH legt die Abwrackprämie aus, bis Dein Antrag durch ist) macht bei 20% des Kaufpreises wohl auch wenig Sinn?

    Wobei versuchen könntest Du das ja mal: Der Stellplatz wäre wieder frei, und das Autohaus hätte Deine 11T€. Wenn Du auf Deine 2500€ warten sollst, dann müssen die doch auf die ganzen 13.500€ warten. Das AH wartet sowieso. Die Frage ist doch nur, wie hoch der Betrag ist.

    Einfach mal mit den 11 Tausendern (oops, 22 Fünfhunderter) winken. Falls das AH nicht mitmacht, kannst Du sie ja wieder zu Deiner Bank tragen.

    (Ja, das mit dem „Winken“ war recht wörtlich gemeint – eventuell auch in Form eines ausgefüllten Überweisungsträgers :)

    PS: Nein, ich habe keine besondere Erfahrung im Autokauf. Aber vielleicht hat die Kombination aus Reklamations- und Liquiditätsmanagement doch eine Chance.

  7. Sudden, was sollte es mir denn bringen, den 206er für noch weniger Geld zu verkaufen? Klar, 1500@ würde ich noch bekommen. Bei einem iranischen, persischen oder türkischen Visitenkarten-an-die-Autotür-Hefter vielleicht sogar etwas mehr. Aber 2500€ erde ich nie erreichen und würde demnach ein Verlustgeschäft machen. Zumal der Vertrag nun so unterschrieben ist. Der Verkaufsleiter sagte, er probiere immer wieder die Bafa zu erreichen, die seien aber komplett überlastet, geben keine Meldungen heraus. Er sprach von etwa 6000 Anträgen die täglich bearbeitet werden.

    Bumgirl, ich kann gut verstehen, dass dir das Thema schon langsam zu den Ohren heraus kommt. Wenn du das mit Eschborn machen könntest, wäre ich dir sehr verbunden. :-) Deine Erfahrungen mit Autoverkäufern musste auch ich erleben. Es scheint, als häte man gar kein Interesse zu verkaufen. Keine Ahnung, was die sich einbilden. Kleine Anekdote am Rande: ein Honda Händler in Oberhausen, der sich vor einigen Monaten nicht wirklich genötigt sah, mir ein attraktives Angebot zu machen musste vor kurzem Insolvenz anmelden. qed, kann ich da nur sagen.

    Pepino, über Sinn und Unsinn der Abwrackprämie kann man lange diskutieren. Was ja auch getan wird, auch hier in meinem Blog. Ob sie ein Erfolg ist kommt auf die Perspektive an, aus der man es betrachtet. Mir kommt sie auf jeden Fall gerade Recht. Sobald ich sie habe zumindest. ;-)

  8. Na zum Glück ist die Abwrackprämie ja ein voller Erfolg :-)

  9. @Sudden
    Es liegen mehr als 1 Millionen Anträge auf deren Tischen, die geprüft werden müssen (alles richtig ausgefüllt, bei den alten Anträgen Stempel und Unterschrift vorhanden, kommt das Auto in Frage – sprich, ist es alt genug). Und sie haben zu wenig Personal. Reicht das als Antwort? ;)

  10. Ach ja, die BAFA. Hättest du mich mal gefragt bzgl. des Ablaufs. Die Frage bekomme ich pro Tag etwa 20x zu hören – pro Stunde ;)

    Ich kann dir anbieten, nach Eschborn zu fahren und deinen Antrag nach oben zu legen *lol* Ans Telefon gehen die Damen und Herren schließlich nicht! Was haben die uns schon für Ärger/Stress eingebrockt. Sei froh, nicht bei einem Autoverwerter zu arbeiten *g*

    Das Autoverkäufer unfreundlich sind, das durften mein Ex und ich im November erfahren. Der neue Kangoo sollte es sein. Was soll ich sagen? In zweier der Autohäuser, in denen wir waren wurde man wie der letzte Dreck behandelt. Der Knaller war, das uns ein Verkäufer total vergessen hatte bzgl. Probefahrt. Wir wollten eine machen, kamen an und er meinte doch glatt „Ups, das Auto steht noch da und da.“ Ich meine, der Kangoo kostet (mit der Ausstattung wie mein Ex sie haben wollte) 25000€. Und trotzdem wollte man das Geld anscheinend nicht. Sowas in der Wirtschaftskrise…

    Ich wünsche dir viel Spaß mit dem neuen Fahrzeug und hoffe, das es bald kommt! #wroom

  11. Ich denke man kann den Antrag bei der BaFA nun online erledigen? Geht es da nicht schneller? Was ist Dein 206 denn noch Wert. Vielleicht kannst Du ihn ja noch gut verkaufen? Vielleicht nicht für ganz 2500€ aber vielleicht für 1900 oder so? Hör dich doch einfach mal um?
    MfG Sudden

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