Des Lokführers letzte Worte – Teil 1

Sentimental? Ja! Schon immer. Gestern, am 8.Juni 07 endete meine mittlerweile 12 Jahre andauernde Laufbahn als Lokführer. Ich machte zum letzten Mal den Job, den ich schon immer machen wollte, von Kindesbeinen an. Und just eine Stunde vor meinem Feierabend stand ich in Freiburg auf genau dem Gleis, an dem damals alles begonnen hatte. Wo zumindest meine Karriere als Streckenlokführer begonnen hatte. Davor war ich noch Rangierlokführer und stellte mit großen und kleinen Dieselloks Güter- und Reisezüge zusammen. Ich stand da, sah mir den Freiburger Rangierbahnhof an und kam ins Träumen und Erinnern.

Die Anfänge meines Berufslebens, die langwierige Ausbildung, in der man uns wirklich jedes kleine Detail beibrachte. Meine erste Fahrt auf einer Rangierlok, wie beeindruckt ich war von der Kraft, die in der Maschine steckt. Die ewigen Nachtschichten mit den ewigen Rangierbewegungen. Die Umstrukturierungen bei der Bahn und mein Glück, beim Fernverkehr zu landen. Weitere Ausbildungen auf immer mehr Lokomotiven. Die Ausweitung des befahrenen Streckennetzes. Anfangs nur bis Mannheim, später bis nach Frankfurt und Mainz. Mittlerweile gar bis Köln. Die Ausbildung auf dem ICE. Die Woche in Fulda, wo ich im Simulator trainierte. Meine erste Fahrt eines Intercitys, später meine erste Fahrt eines ICE nach Frankfurt. Dieses Gefühl den Zug auf 250 km/h zu beschleunigen. Alle Fahrten unfallfrei. Und doch zwei Menschen getötet. Einen, weil es sein Wunsch war, auf diese Art aus dem Leben zu scheiden, den anderen, weil er zu blöd war und noch schnell über die Gleise rennen wollte.

Ich erinnerte mich an die damalige Zeit. Meine Güte, 12 Jahre, das ist rückblickend so wenig und doch ist so viel passiert. Ich weiß noch, wie ich im Auto saß und heulte, als ich meine letzte Schicht als ICE-Lokführer hinter mir hatte. Weil ich dort schon wusste, dass es ein Fehler war, dass ich meinen Kopf, statt meines Bauch hatte entscheiden lassen. Das ist jetzt drei Jahre her. Als ich gestern zum letzten Mal meinen Nahverkehrszug verließ, war mir nicht nach Tränen zumute. Denn bei diesem Abschied ist mein Bauch ebenso wie mein Kopf davon überzeugt, das Richtige getan zu haben. Jetzt überwiegt die Aufregung vor der neuen Aufgabe.

Das Thema Eisenbahn läßt mich natürlich nicht los, auch in meinem neuen Unternehmen werde ich mich weiterhin um das reibungslose Rollen der Züge kümmern, wenn auch von anderer Position aus. Aber meine Zeiten als Lokführer sind hiermit vorbei. Sentimental? Ja! Muß man vielleicht auch sein, wenn man einen Beruf mit Leidenschaft ausübt, oder?

Kommentare

  1. Da sitze ich nun also in Duisburg. Was soll ich sagen? Kalt und regnerisch war es hier. Der einzige Trost: im restlichen Deutschland war es nicht anders. Mittlerweile ist es drückend heiß und schwül. So wie im restlichen Deutschland auch. Ich könnte mal

  2. Rückblickend in wenig senitmental zu sein ist sicherlich nicht schlecht. Zumindest dann, wenn der Blick nach vorne von Freude und Zuversicht geprägt ist und man sich auf die Zukunft freuen kann.

    Wünsch dir jedenfalls alles gute und viel Erfolg. Man sieht sich in meinen Semesterferien :-D

  3. Nielsson

    Hut ab. Jemand der seinen Traum verwirklicht hat und dessen auch nach Jahren noch nicht überdrüssig ist.

    Als kleinen Wermutstropfen hätte ich noch „Star Trek 7“ und Kirks Kommentar zur Kapitänsposition auf der Enterprise zu bieten. :-)

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