Dopingaffäre: Ich gestehe

Ich kann so nicht mehr weiter leben. Mit dieser Schuld, diesem schlechten Gewissen, dieser ganzen Heimlichtuerei. Diese ehemaligen Telekom-, T-Mobile-Radsportler sind mir ein Vorbild, auch diese geständigen Freiburger Ärzte, alle die sich jetzt dazu entschlossen haben, endlich die Wahrheit zu sagen. Denn auch ich möchte gestehen: Ja, ich habe gedopt. Ich hab im Frühjahr 1983 verbotene Mittel eingenommen, um meine Leistung zu steigern. Zu diesen Mitteln gehörte damals auch Traubenzucker. Ich habe vermutlich zwei Rollen Traubenzucker gegessen. Besorgt hatte mir dieses Teufelszeug ein Freund, dessen Vater in einer Apotheke arbeitete. Ich möchte weder den Namen des Freundes noch den seines Vaters nennen. Hier stehe nur ich, schuldbehaftet, demütig, um Vergebung bittend. Ich war nur ein Mensch, ein Kind. Ich wußte es nicht besser. Und es war so lecker.

Allerdings bekam ich trotz des Dopings nur eine Siegerurkunde bei den Bundesjugendspielen ’83. Wie ich finde, ein Beweis, dass alle meine Konkurrenten damals noch schlimmere Dinge eingenommen haben müssen, wie Mineralwasser oder Frischluft oder gar … ich wage gar nicht daran zu denken. Ich möchte mit diesem Geständnis ein Zeichen setzen und all Schüler von damals aufrufen, zu gestehen. Damit endlich wieder Fairness in den Sport zurück kehrt.

Übrigens ist das nur ein Geständnis, dass ich gedopt habe. Das hat nicht das Geringste mit Dope zu tun und außerdem habe ich nie inhaliert.

[Zusatz: Nein, ich werde nicht weinen.]

Kommentare

  1. Epo Ego-Doping und der Herdentrieb – ☠ Ringfahndung

    […] erstaunen lässt: alle paar Minuten ein Dopingsünder, der sich, natürlich geläutert inzwischen, zu Wort meldet und gesteht. Quasi das ganze Telekom Team der 90er Jahre, wenn ich das richtig […]

  2. Ha, ha, ha. Der Artikel ist ganz toll satirisch! du hast genau den Nerv der Leute getroffen; denn jeder hat jetzt irgendetwas zu beichten, was alle schon seit Jahren wussten. Und nun meinen sie dadurch erhalte3n sie Absolution.
    Also, einfach herhaft darüber lachen!!! :-) :-P

  3. Der Roger

    He, das klingt gut. Wer möchte mit mir zusammen beichten? Das Konzept wäre auch etwas für die Zukunft. Anstatt von der Tour de France berichtet die ARD dann nur noch vom Teambeichten.

  4. Hihi, du hast allerdings den Trend des Partnergeständnisses verfehlt. Alleine Beichten ist out, erstmal sucht man sich noch einen der da auch gemacht hat und dann wird gestanden. Vieleicht wird das ja die neue Trendsportart „Teambeichte“ und als sportlicher Dirketor fungiert der Papst persönlich :-D

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